Glutenfrei im Kindergarten – Tipps und Tricks

Selbst wenn es zuhause nach der Diagnose Zöliakie schon richtig gut klappt, ist auswärts essen ein großes Thema. Und ein noch größeres Thema ist die Versorgung in den Kinderbetreuungseinrichtungen, sei es Kindergarten oder Hort. Je kleiner das Kind, desto einfacher und selbstverständlicher muss „glutenfrei“ in der Kinderkrippe oder im Kindergarten funktionieren. Denn langes Herumdiskutieren oder Hin-und Her verunsichert das Kind nur. Deshalb hier einige Tipps, wie der glutenfreie Alltag im Kindergarten klappen kann.

1. Jause mitgeben

Das wohl einfachste ist, selbst eine Jause mitzugeben. Brot, glutenfreies Müsli, Gemüsesticks oder etwas Obst – da kann man nichts falsch machen. Wichtig ist es, dem Kind zu vermitteln, dass es nicht bei anderen Kindern kosten darf. Doch das ist vor allem bei Kleineren ohnehin nicht sehr ausgeprägt. Die Pädagoginnen achten meist auch darauf, dass jeder wirklich seine eigene Jause ißt und sie achten auch darauf, dass die Hände vor und nach dem Essen gewaschen werden. Das ist besonders wichtig, weil man natürlich nicht möchte, dass glutenhältige Brösel dann überall im Spieleraum verstreut sind.

2. Das Gespräch suchen

Vorab ist es natürlich wichtig, dem Betreuungspersonal zu erklären, was Zöliakie genau ist und auch welche Auswirkungen Gluten auf die Gesundheit des betroffenen Kindes haben können. Leider kommt uns da die „Trenddiät“ glutenfrei in die Quere und führt manchmal dazu, dass man nicht ganz ernst genommen wird. Deshalb: ruhig und sachlich erklären, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung und keine Allergie handelt. Und dass zwar Durchfall und Erbrechen Konsequenzen sein können, aber dass man den Entzündungsprozess im Darm, der durch Gluten ausgelöst wird, nicht unterschätzen darf. Sollten Fehler im Kindergarten passieren – und damit muss man das eine oder andere Mal fast rechnen – auf keinen Fall hysterisch werden. Ruhig, sachlich und mit Nachdruck erklären, was schief gelaufen ist und warum das nicht noch einmal vorkommen darf. Aber machen Sie auch deutlich, dass Sie von Diätfehlern unbedingt informiert werden wollen. Eine offene Kommunikation ist auch im Sinne der Gesundheit Ihres Kindes! Noch ein Tipp: Überfrachten Sie das Betreuungspersonal nicht mit Infomaterialien. Besser eine kurze Info, auf der tatsächlich alles Notwendige zusammengefasst ist. Vielleicht hilft das weiter: Zöliakie – Zahlen und Fakten und Was ist Gluten?

3. Gemeinsames Backen und Kochen

Zusammen Backen und Kochen sind wichtige Erfahrungen im Kindergarten, die den Kindern große Freude machen und sie in ihrem Selbstvertrauen stärken. Doch natürlich macht das Kekse backen für ein Kind mit Zöliakie nur halb so viel Spaß, wenn es danach nichts davon essen darf. Oder wenn man es aus Sicherheitsgründen gleich gar nicht mitbacken lässt. Da braucht es etwas Vorbereitung. Ideal ist, wenn Sie es schaffen, dass zum Beispiel glutenfreie Keksrezepte verwendet werden. Da gibt es genügend, die bestimmt allen Kindern schmecken. Und als Eltern des betroffenen Kindes erspart man sich viel Kopfzerbrechen. Wenn das aber nicht klappt, ist es klüger dem Kind glutenfreien Keksteig oder bereits fertig gebackene Kekse mitzugeben, damit es wenigstens beim Essen nicht ausgeschlossen ist. Ich würde aber Keksteig nur dann mitgeben, wenn darauf vertraut werden kann, dass kontaminationsfrei gebacken werden kann. Ähnliches gilt für Aktivitäten wie Brot backen oder kochen. Suchen Sie aktiv das Gespräch mit dem Betreuungspersonal und bieten Sie glutenfreie Rezepte an. Oder, wenn es die Zeit zulässt, nehmen Sie selbst teil und zeigen Sie, wie gut glutenfrei schmecken kann. Allerdings ohne es zu sehr zu betonen. Sondern als ganz normal – das tut auch Ihrem Kind gut.

4. Mittagessen

Das Mittagessen im Kindergarten ist wohl eines der schwierigsten Themen. Denn wo dieses Essen herkommt, variiert sehr stark. Manche bekommen es von Caterern, andere von Schulkantinen und wieder andere Kindergärten kochen selbst. Ich würde dazu raten, kein Risiko einzugehen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, dass der Essenslieferant Ahnung von glutenfreier Ernährung hat und tatsächlich Diätkost anbieten kann, überlegen Sie Alternativen. Auch das wird davon abhängen, wie flexibel und wohl auch wie groß der Kindergarten ist. Die sicherste Variante: Sie kochen vor und geben dem Kind eine Portion zum Aufwärmen mit. Eine Mikrowelle gibt es bestimmt in jedem Kindergarten. Wenn die Möglichkeit besteht, kann man auch tiefgekühlte Portionen hinterlegen, die im Kindergarten nach Bedarf zubereitet werdnen. Auch hier gilt: Suchen Sie das Gespräch mit dem zuständigen Personal, so lassen sich alle Fragen und Zweifel am Besten klären.

5. Geburtstagsfeiern

Bei Geburtstagsfeiern im Kindergarten ist es üblich, dass die Eltern des Geburtstagskindes Kuchen, Muffins oder eine Jause für die ganze Gruppe mitgeben. Wenn Ihr Kind an der Reihe ist, ist das natürlich kein Problem und wohl einer der sorglosesten Tage für Sie, weil dann die ganze Gruppe einfach glutenfrei ißt. Aber was bei den anderen Kindergeburtstagen tun? Noch dazu, wo sich die Feiern manchmal verschieben können und man dann nicht weiß, wann genau man zum Beispiel einen glutenfreien Muffin oder Cake Pops mitgeben soll. Grundsätzlich würde ich aber schon bei der gruppenführenden Pädagogin nachfragen, ob es möglich wäre vorab informiert zu werden. Und wie gesagt, dann lässt sich ja eine Alternative finden. Das darf schon etwas Besonderes sein! Dann fällt es dem Zöli-Kind nicht so schwer, nicht zum Kuchen greifen zu dürfen. Die beste Variante aus meiner Sicht: Deponieren Sie eine Süßigkeitenbox für Ihr Kind im Kindergarten. Aus dieser darf es sich bei Geburtstagsfeiern dann bedienen.

6. Vertrauen haben

Ihr Kind ist gesund, wenn es die glutenfreie Diät einhält. Vermitteln Sie das auch dem Betreuungspersonal! Und vertrauen Sie darauf, dass auch die Pädagoginnen nur das Beste für Ihr Kind wollen! Vertrauen Sie auch Ihrem Kind. Kinder sind oft vernünftiger, als man ihnen zutraut. Wenn sie gut und ohne Panik vermittelt bekommen haben, dass ihnen bestimmte Dinge nicht gut tun, werden sie auch lernen, ohne Problem darauf zu verzichten. Und zwar auch ohne Bedauern.

 

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