„Mit guter Vorbereitung kann man überall hinreisen“

Wie es ist, mit Zöliakie die Welt zu bereisen, in welchen Länder glutenfrei kein Problem ist und wohin sich eine Reise lohnt, beschreibt Anna in ihrem Blog glutenfreiumdiewelt.de. Ihre Reisetipps für Zölis und wie es ihr mit der Diagnose am Anfang ging, hat Anna mir in folgendem Interview verraten.

Barbara: Wann und wie wurde Zöliakie bei dir diagnostiziert?

Anna: Vor acht Jahren wurde die Zöliakie bei mir festgestellt. Nachdem ich nach einem Monat in Kenia wieder zurückgekommen bin, war nichts mehr wie vorher. Ich konnte mittags nichts mehr essen, ohne dass ich schon vorhersagen konnte, dass ich spätestens eine halbe Stunde später mit schlimmen Bauchschmerzen im Bett liegen werde. Ich nahm immer mehr ab, wurde schwächer und schwächer, bis mein Hausarzt dann über eine Magenspiegelung und einen Bluttest die Zöliakie festgestellt hat.

War dir Krankheit vorher schon ein Begriff?

Ich glaube, die Namen „Zöliakie“ oder „Sprue“ haben mir selbst nichts gesagt. Ich hatte schon man den Begriff glutenfrei gehört, aber mich nie tiefer damit auseinandergesetzt.

Was war dein erster Gedanken nach der Diagnose?

Ich kann mich heute noch daran erinnern, dass ich mir sofort Gedanken darum gemacht habe, was ich denn mit der Krankheit noch essen kann und was ich als nächstes einkaufen soll. Nach dem Arztbesuch bin ich sofort in den Supermarkt nebenan gegangen und habe glutenfreies Brot gekauft – es hat so scheußlich geschmeckt. Nach der Diagnose habe ich mich relativ schnell damit abgefunden und habe ab dem ersten Moment bewusst konsequent auf Gluten in meiner Ernährung verzichtet.

Wie ging es dir mit der Ernährungsumstellung?

Leider war mein Hausarzt, der die Zöliakie diagnostiziert hat, keine große Hilfe, als es um die Nahrungsumstellung ging. Ich habe mich dann alleine damit auseinandergesetzt und in Eigenregie an mein neues Leben gewöhnt.

Was fehlt dir am meisten, von dem es auch kein glutenfreies Ersatzprodukt gibt?

Besonders fehlt es mir, dass man „mal eben“ in eine Bäckerei springen kann, um frisch gebackene Brötchen zu kaufen, wenn einem gerade danach ist. Das ist ganz schön gemein, wenn der Geruch von frischem Gebäck aus einer Bäckerei einem entgegenkommt und man genau weiss, dass man nichts von den leckeren Sachen essen darf.

Du bist viel auf Reisen, wie sind deine Erfahrungen mit glutenfreier Ernährung im Ausland?

Es ist völlig gemischt – man kann richtiges Glück, aber auch genauso gut ganz großes Pech mit der glutenfreien Ernährung unterwegs haben. In vielen Ländern gibt es einfach kein Bewusstsein, was es mit diesem Gluten überhaupt auf sich hat und in anderen klappt es umso besser, da die Restaurants gut auf Allergiker eingestellt sind. Aber mit einer guten Vorbereitung und genügend Vorräten, die man mitnimmt, kann man überall hinreisen. Ich habe nie mein nächstes Reiseziel von der Ernährung abhängig gemacht, sondern immer mein Herz entscheiden lassen, wo es hingeht und mich dann dementsprechend vorbereitet.

Wird überall verstanden, was glutenfrei ist?

Nein, leider nicht. Oft fehlt überhaupt das Verständnis, was überhaupt Gluten ist. Bei Zöliakie ist es natürlich noch schwieriger, da ja auch keinerlei Spuren von Gluten im Essen enthalten sein dürfen. Da scheitert es dann spätestens oft daran, warum jetzt ausgerechnet eine neue Pfanne, ein frischer Löffel oder ein anderes Schneidebrettchen oder gar eine andere Fritteuse benutzt werden soll.

Welches ist dein Traumland?

Puuuh, es gibt viele Traumländer, wenn ich an das Reisen mit Zöliakie denke. Mexiko steht auf jeden Fall recht weit oben auf meiner Liste, da so viel aus Maismehl hergestellt wird. Skandinavien insgesamt hat es mir auch angetan. Aber man kann eigentlich jedes Land zu seinem „Traumland“ machen. Ich miete mir gerne Apartments oder Zimmer mit kleiner Küche, gehe selbst auf Märkten einkaufen und versorge mich oft selbst.

Welchen ultimativen Reisetipp hast du für einen Neuling?

Lasst euch nicht aus der Ruhe bringen! Bei den ersten Reisen mit Zöliakie reist natürlich auch immer ein großes Stück Sorge und Respekt mit, ob man vor Ort auch glutenfreie Sachen findet. Da muss man natürlich gut vorbereitet sein und genügend Vorräte im Gepäck haben. Bei mir im Koffer finden sich immer glutenfreies Brot und Nudeln, die ich mit im Notfall zubereiten kann. Aber für den allerschlimmsten Notfall bekommt man fast überall Nüsse und frisches Obst zu kaufen – oft nicht die leckerste und tollste Variante, aber für ein paar Tage völlig okay. Ich drucke mir auch immer die „Bitte an den Koch“ in der jeweiligen Landessprache aus, so dass ich zumindest versuchen kann, dem Koch vor Ort mein Problem zu erklären. Manchmal muss man einfach Nerven wie Drahtseile, aber auch Verständnis haben. In manchen Ländern ist unsere Krankheit nahezu unbekannt – da kann man auch nicht erwarten, dass sich jeder damit auskennt und auf Kontamination & co. achtet. Plant genügend Zeit ein, um dem Koch zu erklären, was bei euch auf dem Teller landen darf und betont auch, welche Konsequenzen es hat, wenn ihr etwas Falsches esst. Fragt doch einfach, ob ihr ihm beim Kochen über die Schulter sehen dürft – oft ist der Koch froh, wenn er sich sicher sein kann, dass er keine ungewollten Fehler macht und ihr könnt beruhigter essen!

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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