So teuer ist glutenfreie Ernährung

Die Frage, ob glutenfreie Ernährung teuer ist, taucht immer wieder auf und deshalb habe ich mir das Ganze mal etwas genauer angesehen. Vorab muss man dazu sagen: Da glutenfreie Produkte Nischenprodukte sind, werden sie natürlich auch in kleineren Mengen hergestellt. Zusätzlich werden sie mit anderen Rohstoffen produziert bzw. andere Verfahre angewandt. Und schließlich müssen die Lebensmittel auch getestet werden, ob sie auch wirklich glutenfrei und für Zöliakie-Betroffene geeignet sind. Damit ist klar, worauf es hinausläuft: Glutenfreie Produkte sind natürlich teurer.

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Aber um wie viel teurer?

Ich habe dazu einen kleinen Vergleich gemacht und mir die Produkte von einem Supermarkt in Österreich angesehen, der ein sehr gutes und umfangreiches Sortiment an glutenfreien Lebensmitteln hat. Ich werde im folgenden auf sämtliche Markennamen verzichten. Das hier soll kein „mit dem Finger auf jemanden zeigen“ werden, sondern einfach ein Vergleich. Wie bereits erwähnt, gibt es ja einen Grund, warum glutenfrei auch mehr kostet. Und ich vergleiche natürlich nur Lebensmittel, von denen es glutenfreie Ersatzprodukte gibt und keine Produkte, die an sich ohnehin glutenfrei sind und die plötzlich aus „Trend-Gründen“ mit „glutenfrei“ beschriftet sind. Aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit und weil es ja immer unterschiedliche Packungsgrößen gibt, habe ich immer den Kilopreis (Stand: 11. Jänner 2018)  herangezogen. Deshalb werden manche Preise ungewohnt wirken, aber in den meisten Supermärkten ist der Kilopreis oft klein auf dem Preisschild mit angegeben.

Zuerst zu einem absoluten Grundprodukt: Mehl. Ohne Mehl kein Brot, keine Nudeln, kein Kuchen, nichts. Also etwas, worauf man auch nicht verzichten kann. Ein ganz normales Universal-Weizenmehl kostet rund 1,29 Euro. Natürlich gibt es verschiedenste Sorten und nach oben hin gibt es kaum eine Grenze, aber wie gesagt, ich spreche von ganz normalem Mehl, keine Backmischung. Die glutenfreie Variante eines absoluten Basis-Mehls kostet 2,99 Euro. Und das ist das billigste, das ich gefunden habe. Ein satter Unterschied von 1,70 Euro und mehr als doppelt so teuer.

Das ist aber noch wenig.

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Nächstes Beispiel: Brot. Ich habe eine sehr verbreitete glutenfreie Marke verwendet und den Kilopreis dieser Brote mit glutenhältigen Broten verglichen. Und selbst wenn man glutenhältige Bio-Roggen-Vollkornbrote (also eher teureres Brot) heranzieht – der Preisunterschied ist gewaltig. Glutenhältig: zwischen 2,90 Euro für Mischbrot und 3,45 Euro für das Bio-Brot. Glutenfrei: zwischen 9,97 Euro und 12,46 Euro für dunkles Brot. Also in etwa dreimal so teuer. Bei Weißbrot ist der Unterschied nicht ganz so gravierend, das kann auch glutenhältiges Weißbrot schon mal 7,17 Euro kosten.

Ebenfalls dreimal so teuer: glutenfreie Nudeln. Es gibt eine Marke, die sowohl glutenhältige, als auch glutenfreie Nudel produziert, daher war der Vergleich ein ganz einfacher. Erstere kosten 6,23 Euro und zweitere 1,98 Euro im Kilopreis (Normalpreis, keine Aktionen).

Nur doppelt so teuer: Fertigpizza. Auch hier der gleiche Hersteller, daher ein sehr einfacher Vergleich möglich. Eine Packung glutenfrei kostet 3,89 Euro, die „normale“ Fertigpizza 3,19 Euro. Allerdings: die glutenfreie Pizza ist kleiner, 315 Gramm statt 370 Gramm. Also muss man auch hier den Kilopreis heranziehen. Und da zeigt sich: 12,35 Euro für glutenfrei, 6,63 Euro für mit Gluten.

Große Unterschiede bei Snacks und Keksen

Bei Snacks und Keksen habe ich mich auch umgesehen, aber da es hier so viele und so unterschiedliche Produkte gibt, ist ein Vergleich kaum möglich. Was mir aber aufgefallen ist: Die glutenfreien Packungen sind generell oft kleiner. Was aber zum Teil auch Sinn macht, da ja diese auch von z.B. nur einer Person im Haushalt gegessen wird.

Zusammenfassend kann man also sagen: Ja, glutenfrei ist teurer. Keine große Überraschung, aber vielleicht doch ganz interessant, das mal so direkt verglichen zu sehen.

Eine ganz andere Frage ist ja, ob glutenfrei auch ZU teuer ist. Diese Frage kann ich aber nicht beantworten, die Einschätzung „teuer oder nicht“ ist auch etwas sehr subjektives. Bei manchen Dingen wundert man sich – und kauft sie daher auch nicht oder höchst selten. Anderes gönnt man sich mal. Und wieder anderes ist notwendig und damit auch unumgänglich – Mehl etwa. Und dass dieses teurer ist, kann ja aus den oben bereits genannten Gründen durchaus nachvollzogen werden.

Deshalb möchte ich wirklich noch einmal betonen: Das ist kein „Ach, was sind wir nicht arm“-Artikel. Sondern einfach mal ein Vergleich, den ich dann doch überraschend deutlich gefunden haben.

Wie seht ihr das? Gebt ihr viel mehr Geld für Lebensmittel aus, seit ihr euch glutenfrei ernährt? Oder verzichtet ihr komplett auf Ersatzprodukte wie glutenfreie Nudeln oder Brot? Und wo kauft ihr ein?

 

 

3 thoughts on “So teuer ist glutenfreie Ernährung

  1. Hallo,
    ich verzichte auf glutenfreie Nudeln, weil sie mir nicht schmecken. Kartoffeln und Reis sind meine Wahl. Brot backe ich selber. Ich finde es trotzdem teurer, weil alle Zutaten hochwertiger sind ( Mandeln, Leinsamen, Chiasamen usw.) und eben mehr als Mehl kosten.

  2. Hallo,

    ja, glutenfreie Spezialprodukte sind wirklich (meist übertrieben) teuer. Daher kaufe ich mir auch nur gf Nudeln als Spezialprodukt. Wenn es geht, bringe ich mir die aus Spanien mit, weil die schmecken und nicht so extrem teuer sind.
    Brot, Kuchen und Kekse backe ich selbst. Zum Brotbacken verwende ich einiges an Hülsenfrüchten. Das gibt dem Brot mehr Gehalt, als die Mehlmischungen, die es zu kaufen gibt. Mandeln verwende ich da, wo ich sie für eine „normale“ Ernährung auch verwenden würde – nämlich bei Kuchen. Das ist aber für mich kein Grundnahrungsmittel, sondern ein Genuss. 😉
    Da ich seit ca. 20 Jahren Haushaltsbuch führe, kann ich für mich sagen, dass ich seit der Ernährungsumstellung nicht mehr für Essen ausgebe als früher.

    Liebe Grüße, Sibylle von miteigenenhaenden.wordpress.com

  3. Gestern hab ich das erste Mal glutenfreie Brötchen und ein kleines Stück Kuchen probiert. Eine Bäckerei in meiner Nähe hatte damit geworben und ein großes Straßenschild aufgestellt. An sich ernähre ich mich mit Vollkornprodukten und nicht glutenfrei – aber es soll ja ach so gesund sein. Als sie mir den Preis nannte 5,90 EUR für 2 einfachste Brötchen und kleines Stückchen schokokuchen (alles war einzeln in Plastikfolie verpackt) hat es mich schon mal aus den Socken gehauen. Aber auch geschmacklich war es eine Katastrophe. Ungetoastet waren die labberigen glutenfreien Brötchen überhaupt nicht genießbar und schmeckten nach nichts. Und den Kuchen kann man sich geschmacklich vorstellen wie der billigste Kuchen von einem Discouter. Danke, ich bin geheilt… wenn überhaupt glutenfrei, dann selber backen. Alles andere ist eine große Verar… Da bleibe ich doch meinem Vollkornböcker mit moderaten Preisen und hochwertigen Mehlen treu. Ihr Beitrag hat mich darin jedenfalls bestärkt.

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