War dir Krankheit vorher schon ein Begriff?
Ja. Ich bin im medizinisch-diagnostischen Bereich tätig und sitze sozusagen an der Quelle. Ich wäre aber nie auf den Gedanken gekommen, dass ich Zöliakie haben könnte, obwohl ich schon seit Ewigkeiten Bauchweh hatte. Zusätzlich zu den Darmbeschwerden hatte ich einen chronischen Eisenmangel, Haarausfall, extrem schmerzhafte Bläschen an den Fingern und Zehen und eben diesen Hautauschlag. Ich war wegen meiner Bauchschmerzen eigentlich nie beim Arzt, sondern hab eher alternativmedizinische Sachen ausprobiert. Phasenweise hab ich Kuhmilch und Weizen weggelassen – genutzt hat das aber nicht wirklich viel.
Was war dein erster Gedanken nach der Diagnose?
Ich war völlig überrascht und hab das gar nicht glauben können. Ich weiß noch, dass ich bei meiner Ärztin gesessen bin und wie ich „herpitiformis“ gehört habe, war mein erster Gedanke, dass ich eine Herpes-Infektion habe. Im Endeffekt war und bin ich aber erleichtert, dass meine langjährigen Beschwerden endlich einen Namen hatten und ich etwas dagegen tun konnte. Wenn man weiß, dass die Zöliakie eine Autoimmunerkrankung ist, das Immunsystem also durch Essen von glutenhaltigem Getreide permanent über das Ziel hinausschießt und körpereigene Strukturen zerstört, fällt die Entscheidung für eine lebenslange glutenfreie Diät nicht wirklich schwer. Für mich war klar, dass daran kein Weg vorbei führt und dieser Schritt entscheidend für meine Gesundheit ist.
Wie ging es dir mit der Ernährungsumstellung?
Mittelmäßig würde ich sagen. Ich wurde gleich nach der Diagnose zur Ernährungsberatung geschickt. Glücklicherweise war da mein Mann auch mit dabei, weil die Umstellung auf
glutenfrei doch sehr umfassend ist. Er hat gar nicht glauben können, dass ich jetzt kein normales Bier mehr trinken kann. Ich finde, das Wissen darüber, was Zöli-tauglich ist und was nicht, ist schnell erworben und auch in diversen Broschüren gut nachzulesen. Das anfängliche Problem ist einfach die Umsetzung – du kommst nach Hause, schaust in deinen Vorratsschrank und weißt, dass die Nudeln, das Brot, das Müsli, das Mehl und die Fertigprodukte nur noch für den Rest der Familie essbar sind. Es stellen sich Fragen wie: wo kann ich die glutenfreien Produkte kaufen, welche Marken sind gut, wo bekomme ich „frisches“ Brot, wie funktioniert das mit dem glutenfreien Backen, kann ich noch auswärts essen gehen usw. Bei mir wurde dann außerdem noch festgestellt, dass ich auch Laktose, Fruktose und Histamin meiden muss – das war dann echt krass und eine echte Überforderung.
Was fehlt dir am meisten, von dem es auch kein glutenfreies Ersatzprodukt gibt?
Ich denke, dass eigentlich schon fast alles glutenfrei möglich ist. Ich ziehe jedoch das Selbstgemachte dem meist lebensmittelindustriell hergestellten Fertigprodukt vor. Wenn du mich fragst, was mir am meisten abgeht, dann sind das der Kaiserschmarrn, der Apfel- oder Topfenstrudel und der Radler auf der Hütte nach oder während einer super Berg-, MTB- oder Skitour. Wenn ich da meinen Freunden zuschauen muss, schmerzt das noch immer sehr.