Vatikan: Hostien müssen Gluten enthalten

Über manche Dinge kann man sich einfach nur wundern. Aktuell (mal wieder) über die katholische Kirche. Kürzlich hat der Vatikan ein Rundschreiben herausgegeben, in der die Kongregation (Zentralbehörde für Glaubenslehre – ja, heißt laut Wikipedia tatsächlich so) die Bischöfe zu mehr Kontrolle bei der Auswahl der Hostien und des Weins für die Messen ermahnt. Dabei wurden keine neuen Regeln erlassen, sondern nur „geltende Normen in Erinnerung gerufen“. Und dazu gehört zum Beispiel, dass vollständig glutenfreie Hostien ungültige Materie sind. Konkret ruft der Vatikan auch dazu auf, Hostien und Wein für die Kommunion nicht ungeprüft im Internet oder in Supermärkten zu kaufen.

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Also seid mir nicht böse, aber ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, mich zu wundern. Es heißt nämlich in diesem Rundbrief, angesichts „eines geringer werdenden Respekts vor dem Heiligen“ müssten die Bischöfe sicherstellen, dass nur geeignete Produkte verwendet würden und deren Verteilung und Verkauf regeln. Und da stellen sich mir schon die ersten Fragen. Kauft jeder Pfarrer selbst seine Hostien und den Messwein ein? Einfach im Supermarkt Backoblatten gekauft, einen feinen Roten ausgesucht und passt schon?

Und das ist in Ordnung, aber wehe die Hostie hat zuwenig Glutenanteil? Das ist dann ein Problem? Was hat eigentlich Gluten mit dem Gehalt von Heiligkeit oder „geeigneter Materie“ zu tun? Während der Messe wird die Hostie und der Wein zu Leib und Blut Christi gewandelt. Und das nimmt man dann bei der Kommunion zu sich. Okay, von mir aus. Aber glutenfrei geht nicht, weil? Wandelt sich eine glutenfreie Hostie nicht zum Leib Christi? Also seid mir nicht böse, aber so oder so ist diese Wandlung etwas Methaphorisches, das ich – wenn ich Christ bin – halt glaube. Um tatsächlich oder gar beweisbar geht es ja da ohnehin nicht. Wie soll dann ein zuwenig an Gluten ein Problem sein?

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Was die Kongregation übrigens nicht stört, sind gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe in der Hostie oder im Messwein. Aha. Das verstehe wer will. Was bleibt ist der Eindruck, dass die Kirche wohl gar nicht will, dass so viele wie möglich an der Kommunion teilnehmen. Denn damit wird die Liste jener, die keine Kommunion bekommen wieder um eine Personengruppe länger. Verengung statt Offenheit, sich mit weltfremden Fragen beschäftigen, statt sich der Realität zu öffnen. Diesen Weg schlägt die katholische Kirche ein und wundert sich gleichzeitig, dass sich immer mehr von ihr abwenden. Auch das verstehe, wer wolle.

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