Da haben wir wieder gelacht…

So schnell kann es gehen und man setzt sich in ein Wespennest. Jüngstes Beispiel: Die Südeutsche Zeitung. Auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte sie dieses Foto:

Mit dem leicht ironischen Hinweis „Wichtiger Servicehinweis“. Und binnen kürzester Zeit kamen auch schon die ersten hämischen Kommentar. „Sind die auch vegan und lactosefrei?“, „Der Leib Christi war selbstverständlich glutenfrei!“, „Dürfen Veganer eigentlich zur Kommunion?“ und so weiter. Übrigens ein sehr bekanntes Muster. Glutenfrei wird oft automatisch mit lactosefrei und dann auch gerne mit vegan gleichgesetzt. Sind ja alles nur so spinnerte Ideen von lauter Hysterikern, nicht wahr? Wie ich es finde, dass glutenfrei und damit die notwendige Ernährung bei Zöliakie zum Ernährungstrend geworden ist, habe ich hier ausführlich beschrieben.

Aber ganz abgesehen davon, ist es natürlich ärgerlich, dass sich jeder gleich zu einer Meinung berufen fühlt, obwohl er keine Ahnung hat. Übrigens ein generelles Phänomen in „Sozialen“ Medien. Man sollte wohl einmal einen Psychologen fragen, warum sich jemand ganz generell berufen fühlt, sich über die Ernährungsweise eines anderen zu äußern. Und warum das immer gleich mit reichlich Spott und Häme sein muss – obwohl man null Ahnung hat. Über ein unrühmliches Beispiel dafür habe ich kürzlich geschrieben, die Sendung SuperNowak auf Puls4. Damit will ich die Aktion der Süddeutschen aber nicht vergleichen. Da wollte jemand witzig sein, ohne zu wissen, dass Hostien nun einmal glutenhältig sind und daher für Zöliakie-Betroffene einfach nicht gehen.

Wesentlich trauriger finde ich, mit welcher Lust gleich von Nicht-Betroffenen hämisch mitkommentiert wird. Und wenn sich dann Menschen mit Zöliakie zu Wort melden, macht man sich gleich noch über die lustig. Also wie damit umgehen? Meine Meinung: entweder ignorieren und drüber stehen oder sich einmal sachlich zu Wort melden und damit genug. Diskussionen bringen leider nur sehr selten was und gegen Unwissenheit und Ignoranz ist nun einmal kein Kraut gewachsen.

 

Glutenfreie Hostien

Hostien ohne Gluten sind in der katholischen Kirche schon länger ein Thema, steigt doch der Bedarf durch die Zunahme an Patienten mit Zöliakie und Glutenunverträglichkeit. Es ist allerdings so, dass die glutenfreien Oblaten nicht tatsächlich Hostien genannt werden, weil der Weizenanteil – laut Kirchenrecht – notwendig ist, um „eucharestiefähige Materie“ zu sein. Deshalb werden meist Oblaten mit reduziertem Glutengehalt verwendet, also unter den bekannten 20 ppm. Beziehungsweise wird Weizenstärke mit geringem Glutengehalt verwendet – was für Menschen mit Weizenallergie schon zum Problem werden kann. Für Zöliakie-Betroffene sind diese „glutenfreien Hostien“ geeignet. Sie sind aber nicht in allen Kirchen vorrätig, Betroffene sollten daher auf jeden Fall das Gespräch mit dem Priester suchen.

 

 

2 thoughts on “Da haben wir wieder gelacht…

  1. Zwar bin ich nicht zöliakiekrank und kann Glutenhaltiges essen, so viel ich mag.
    Aber erstens halte ich mich – im Gegensatz zu manch einem Onlineredakteur – nicht für den Nabel der Welt, zweitens finde ich die Verwitzelung von Religion einfach nur pubertär und dumm. Das heißt: Selbst ohne viel über Zöliakie zu wissen, war mir klar, daß es für manch einen ein Segen ist, wenn es glutenfreie Hostien gibt.
    Daß sie dann doch nicht ganz glutenfrei sein können, und daß es einen erheblichen Unterschied zwischen „verträgt kein Gluten“ und „hat Zöliakie“ gibt, weiß ich erst durch die Kommentare unter diesem dummen SZ-Posting. Man kann also sagen: Selbst dümmste, taktloseste, religionsfeindliche und kranke Menschen verhöhnende Journaille kann noch einen Nutzen haben.

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